Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung
   
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Roger Seimetz

Musée National des Mines de Fer Luxembourgeoises

Carreau de la Mine Walert, Rue de la Bruyère, Rumelange (Rümelingen)

Baugeschichte

1973: Initiative von Staat, Gemeinde, unter Mithilfe der ARBED und der MMRA (MMR: le chemin de fer de la SA Minière et Métallurgique de Rodange; seit der Fusion mit der belgischen Usine d’Athus 1973: MMRA); Einrichtung: Marcel Klein und Bergarbeiter im Ruhestand.

Baugestalt

Grubenmuseum: Stollen und Geräteschuppen mit Grubenwerkzeugen; berichtet über den Zeitraum 1870–1960. Eine Dauerausstellung im Maschinenschuppen zeigt Eisenerze, Gesteinsproben, Fossilien, geologische Schnittzeichnungen, topographische Karten, Bücher, Illustrationen, Fotos, Dokumente, Werkzeuge, Modelle, Abbildungen, Schaupuppen und Schaupferde, Gezähe, Geleucht des Bergmanns, Sprengstoffe, Grube- und Gruppenbilder, Skulpturen (Heilige Barbara, Bergarbeiterschutzpatronin), Bilder und Fotos, mechanische und technische Entwicklung, Arbeitsbedingungen aller der in der Grube Arbeitenden (Bergleute, Schmiede, Bahnarbeiter, Elektriker, Zimmerleute, Schlepper, Vermessungstechniker usw.), soziale und politische Geschichte. Im Stollen (Grubenkonzession „Kirchberg“ unter Tage, bis zu 100 m tief unter der Erdoberfläche, 43–93 m Überdeckung): Abbaustrecke, Bruch („Toter Mann“; Wenn das Erz abgebaut war, ließ man die Decke des Hohlraums zu Bruche gehen), Abbaustrecke mit Luxemburger Kippwagen („Buggi“), Schienenpressen, Unfallwagen, Personalwagen, Kabellok, Diesellok, Fäustel, Hacke, Schaufel, Handbohrmaschinen (mit Brustblech, Knarre, Bohrspindel), moderner Preßlufthammer, Zugpferde, Druckluftmaschinen, Maschinen mit Elektro- und schließlich mit Dieselmotor; Gegenüberstellen des alten Holzausbaus (Kappen, Stempel, Verschalung) und der neueren Ausbaumethode des Verankerungsbolzens; Hand- und maschinelle Förderung (Schaufellader, Schrapper) und andere renovierte und funktionstüchtige Maschinen (Transportmittel, Abbaugeräte, Raubwinden, Bohrwagen, Putzer, Wagenlader/Preßluftlader).

Bauliche Veränderung

Erhalten heißt verändern. Dem Publikum seit 1973/1974 zugänglich, ist die Besichtigungstrecke (1,5 km) bereits zweimal vergrößert und ausgebaut worden (Einstieg ins Innere der Geschichte des Bergbaus durch die ausgebaute alte Gerätehalle). Von einer primitiven Verhüttung in gallo-römischer Zeit zeugen in diesem Südteil des Großherzogtums alte Stollen und Schlackenhalden (Aluvialerzgrabung und -verhüttung). Der Rümelinger Bann wurde im Tage- und Stollenbau völlig durchwühlt.

Das Ausstellungsgut soll vom Publikum ganz und ohne Ermüdung gesehen werden. Die Stollen (schwere, da gegen Einsturzgefahr abgesicherte Überbauten) bieten bei eingleisiger Schmalspurbahnstrecke außerhalb der lichten Umrißlinie bis zur Wand zusätzlichen Spielraum (Besuchergehraum). Besucher für das frühere Grubengelände, die instand gesetzten Gebäude und Maschinenanlagen werden ab Frühjahr 2002 mit einem Grubenzug auf einer Rundfahrt von über 4 km Länge, davon 3 km im Stollen unter Tage, befördert werden.

Historischer Zusammenhang

Die in die Natur geschlagenen Flanken und Brüche heilen langsam aus wie Wunden und nackter roter Fels bedeckt sich mit grünen, zum Naturpark werdenden Flächen. Rümelingen, Stadt der „Roten Erde“. Grubenbesitzer kauften bereits Anfang 20. Jahrhundert Grundstücke in Rümelingen und im nahen lothringischen Banngrenzbereich auf (z.B. Öttinger Hütte) und bauten die Produktionsmöglichkeiten aus: Société anonyme des Hauts-Fourneaux et Aciéries de Rumelange – St. Ingbert (Eisenwerk Kraemer), 1905. Das Eisen wurde zur Verhüttung nach St. Ingbert verschickt. 1911 Interessengemeinschaft mit Differdingen: HADIR – Hauts-Fourneaux et Aciéries de Differdange, – St. Ingbert – Rumelange (mit der französichen Hütte Öttingen), 1918 wegen Unrentabilität geschlossen. Arbeiter kamen nicht nur aus Rümelingen und der nahen Umgebung, sondern auch aus dem nahen und fernen Ausland (Frankreich/Lothringen, Deutschland [Ingenieure], Polen, Rußland und vorwiegend Italien).

Quellen und weiterführende Literatur

Archiv des Service des Sites et Monuments, Luxemburg und Rümelingen.

Leiner, Stefan, Migration und Urbanisierung. Binnenwanderungsbewegungen; räumlicher und sozialer Wandel in den Industriestädten des Saar-Lor-Lux-Raumes 1856–1910, Saarbrücken 1994.

 

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Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles, Saarbrücken 2002, 3., technisch überarbeitete Auflage 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter www.memotransfront.uni-saarland.de.